In der Motorradindustrie wird oft über Nachwuchsmangel geklagt. Am Bikertreff ist der Altersdurchschnitt oft deutlich über 30 und entsprechend plagen die Industrie Zukunftsängste da die aktuelle Zielgruppe irgendwann mit dem Fahren aufhört. Neueinsteiger finden sich im unübersichtlichen Gestrüpp aus Führerscheinklassen, Zulassungsbestimmungen, Marketing-Blabla, Fahrzeugsparten, Vorurteilen und jeder Menge Halbwissen von Vorgestern kaum zurecht. Hier also das wichtigste in Kürze.
Führerschein[]
Wer ab 16 auf einem Motorrad mobil sein will, muss zum Leichtkraftrad greifen. Dazu ist die Führerscheinklasse A1 nötig. Damit darf man bis zu 125 ccm fahren. Weitere Vorteile: Die Probezeit ist dann mit 18 schon vorbei, wenn sie nicht wegen Verstößen gegen die StVO verlängert wurde. Mit kann man durch eine Fahrprüfung dann den Führerschein A2 erwerben.
Ab dem 18. Geburtstag darf man mit Führerscheinklasse A2 alle Motorräder fahren, sofern sie auf 48 PS gedrosselt sind und das Leistungsgewicht von 0,2 kW/kg unterschreiten. Letzteres ist bei fast allen 48 PS-Maschinen der Fall. 48 PS-Drosseln werden für praktisch alle Motorräder angeboten. Um Geld zu sparen macht man am besten gleichzeitig den PKW-Führerschein (Klasse B). Mit 48 PS ist man bereits sehr gut motorisiert.
Nach zwei Jahren Besitz des Führerscheins A2 erhält man nach einer Fahrprüfung den Führerschein A und darf dann alle Maschinen fahren. Ist man zum Zeitpunkt der Führerscheinprüfung bereits 24 Jahre alt, darf man direkt alle Maschinen offen fahren (Direkteinstieg, Prüfung muss auf entsprechender Maschine gefahren werden).
Alter PKW-Führerschein[]
Wer vor dem 1.4.1980 den PKW-Führerschein gemacht hat darf auch 125er fahren (Siehe A1). Ebenso ist der Aufstieg zu A2 möglich wie oben beschrieben. Fahrstunden haben aber noch niemandem geschadet.
Fahrschule[]
Auch bei bestehendem PKW-Schein muss eine neue Theorieprüfung abgelegt werden. Den A2-Schein (oder A wenn man 24+ ist) bekommt man mit 12 verpflichtenden Sonderstunden plus ein paar Übungsstunden. Die Gesamtkosten liegen je nach Region und Fahrschule um die 1000-1500 € inkl. aller Gebühren. Wer PKW- und Motorradschein gleichzeitig macht spart natürlich einiges.
A und B gleichzeitig geht auch in dem Sonderfall wenn man den vorläufigen Führerschein (BF17) "Begleitetes Fahren mit 17 Jahren" für PKW macht.[1] Dies ist mit 17 rund 120 € (die einfachen Kosten für eine theoretische TÜV-Prüfung) teurer als mit 18. Außerdem fallen Kosten an für den vorläufigen Führerschein (zusätzlich zum amtlichen mit 18) und für die Eintragung der begleitenden Beifahrer.
Für die Theorie kann man online kostenlos hier oder dort lernen.
Anfängermotorräder[]
Keine Angst, langsam sind die alle nicht!
Klasse A1[]
Leichtkrafträder der Klasse A1 (bis 125 ccm) haben maximal 15 PS und tun sich schon alleine deshalb nicht viel bei den Fahrleistungen. Es sind Höchstgeschwindigkeiten zwischen 100 und 120 km/h möglich. Motorräder mit Vollverkleidung leiden bei Stürzen naturgemäß am meisten. Ansonsten kann man bei der Modellwahl nach persönlichen Vorlieben und dem Geldbeutel entscheiden.
Bei der Entscheidung mit 16 zwischen Klasse M und A1 erscheint M zunächst günstiger. Wenn du aber später Motorrad fahren willst, kommst du mit A1 insgesamt günstiger weg, da dann nur eine Fahrprüfung zum Aufstieg zu A2 nötig ist. Außerdem hast du mit 18 keine Probezeit mehr und konntest 2 Jahre lang legal ca. 100-120 statt 45 km/h fahren - bei kaum höherem Benzinverbrauch. Dafür musstest du mit A1 in der Zeit einmal zum TÜV und die Versicherung ist bei A1 teurer. Natürlich darf man mit A1 auch 50er fahren (Klasse M).
Klasse A1:
- Honda CBR125 (Sportler)
- Yamaha YZF125 (Sportler, seit 2008 auf dem Markt)
- Aprilia RS4 125 (Sportler, seit 2011 auf dem Markt)
Klasse A[]
Typische günstige gebrauchte Anfängermaschinen sind die Suzuki GS500, die Honda NTV, Kawasaki ER-5, Yamaha XJ600. Diese sind alle preislich gut zu erreichen (gebraucht oft deutlich unter 2000 €), wartungsarm, pflegeleicht und einfach zu handhaben.
Ab 2000 € bekommt man eine Suzuki SV650. Ist eine Drosselung auf 48 PS/35 kW nötig, fallen dafür bei allen Maschinen etwa 200 bis 300 € für Einbau und Abnahme durch TÜV/DEKRA an - und das gleiche für den Ausbau. Beim Kauf also berücksichtigen, ob nötige Drosseln schon vorhanden sind. Finger weg von Maschinen, die nur auf dem Papier gedrosselt sind! Auch der Zustand der Reifen ist ein wesentlicher Kostenfaktor.
Typische neue Anfängermaschinen sind die BMW F650GS, Honda CBF600, Suzuki Gladius und die Honda NC700S, NC700X und CB500F. Letztere drei haben den Vorteil, dass sie neu für ca. 5000-6000 € verkauft und serienmäßig mit 48 PS/35 kW ausgestattet sind. Diese Leistung stellt für Besitzer der Führerscheinklasse A2 die Höchstgrenze dar. Die sonst nötige Drosselung und Entdrosselung entfällt hier somit als Kostenpunkt.
Wer den Direkteinstieg ab 24 Jahren aufwärts gemacht hat oder Wiedereinsteiger mit Klasse A ist, hat naturgemäß eine wesentlich größere Auswahl an potenziell in Frage kommenden Motorrädern, da es keine Leistungs- und Leistungsgewichts-Beschränkungen gibt.
Mit der Kawasaki Ninja 250R gibt es seit 2008 endlich auch eine neue sportliche Maschine auf dem Markt, die von jedem mit Klasse A ab 18 gefahren werden darf, ohne dass eine Drossel nötig wäre.
Wer etwas mehr Geld zur Verfügung hat kann zu Neumaschinen greifen, z.B. Suzuki Bandit, Honda CBF600, Yamaha Fazer, BMW F650GS oder Kawasaki ER-6n.
bis 48 PS:
- Kawasaki Ninja 250R (Sportler, seit 2008 auf dem Markt, offen unter 34 PS)
- Suzuki GS500, Suzuki SV650, Honda CBF500, Honda NTV,Kawasaki ER-5 (gebrauchte Allrounder)
- Yamaha XJ600, Suzuki SV650S, Kawasaki GPZ500S (gebrauchte Sportler)
Direkteinstieg:
- Honda CBF600, Suzuki Bandit 650, Suzuki SV650 (Allrounder)
- Yamaha XJ600, Suzuki SV650S (gebrauchte Sportler)
Motorradkleidung[]
Schutzkleidung ist Pflicht beim Motorrad fahren, auch wenn der Gesetzgeber nur einen Helm vorschreibt. Stürze und Unfälle können bleibende Schäden hinterlassen, die mit Schutzkleidung viel unwahrscheinlicher werden. Willst du den Rest deines Lebens humpeln, weil dir die Maschine auf den Fuß gekippt ist? Nicht? Dann zieh geeignete Stiefel an. Magst du Narben? Oder den Geruch, wenn sich der Auspuff in die Haut brennt? Nicht? Dann zieh Lederkleidung an. Ach, dir wird schon nix passieren? Das haben viele vor dir auch schon gedacht. Nicht alle hatten Recht. Sei schlauer.
Eine vollständige Erstausstattung an Schutzkleidung bekommst du in brauchbarer Qualität für ca. 500 €, in sehr guter für ca. 1500 €.
Motorradkleidung kann im wesentlichen unter zwei Unterkategorien getrennt werden. Zum einen Lederbekleidung und zum Anderen Textilbekleidung.
Leder hat den Vorteil sehr sicher beim rutschen über den Asphalt zu sein. Daher wird Leder auch auf der Rennstrecke genutzt. Leider schwitzt und friert man in Leder leicht und man wird bei Regen durchnässt, da Klimamembranen nur im obersten Preissegment üblich sind.
Textil ist leichter und bietet mehr Komfort gegen Witterungsverhältnisse - im Winter wärmer, im Sommer kühler. Heutzutage ist Textilkleidung häufig an den "Sturzzonen" mit Leder besetzt. Somit hat man Schutz vor Regen und Kälte und auch beim Sturz. Dennoch ist Textilkleidung nach einem Unfall häufig beschädigt. Eine gute Lederkombi jedoch bekommt nur ein paar Abschürfungen.
Für den Einsteiger ist eine Textilkombi, so denn er bei jedem Wetter fahren möchte, sicherlich eine gute Wahl. Textil ist auch preislich günstiger als Leder.
Wer sich vor gebrauchten Sachen nicht ekelt kann sehr viel Geld sparen. Bei ebay sind gebrauchte Teile oft zu einem Drittel des Neupreises erhältlich. Nur Helme sollte man nie gebraucht kaufen, da man ihnen Beschädigungen nicht ansehen kann.
Motorradkauf[]
Je nach Finanzlage kann man Neumaschinen beim Händler kaufen (am teuersten), Gebrauchtmaschinen beim Händler kaufen oder Gebrauchtmaschinen von Privat kaufen (am günstigsten). Händler müssen eine Gewährleistung geben, wenn sie diese nicht explizit ausschließen ("Bastlerfahrzeug", "im Auftrag", "Teileträger", "Metall- und Gummiteile").
Nach dem Kauf muss das Motorrad zur Zulassung und alle zwei Jahre zum TÜV, wo die AU gemacht wird. Außerdem braucht man eine Versicherung und zahlt Steuern - was aber jeweils deutlich günstiger als ein Auto ist. Überprüfe, ob du auch die laufenden Kosten tragen kannst. Wenn die Maschine nach 3 Monaten nur noch steht ist das ärgerlicher, als ein Jahr später einzusteigen oder sich mit gemieteten und geliehenen Maschinen "über Wasser" zu halten.
Und dann viel Spaß beim Motorradfahren! ^^