Wir bauen uns einen Synchrontester (von horneburg1234 bei motorradonline24.de)
Moin,
Hintergrund dieses Eigenbaus ist, dass mein Motorrad nicht so läuft, wie es sollte. Daher bin ich nun auf Fehlersuche und versuche sämtliche Einstellungen zu optimieren. Dazu gehört auch die Synchronisierung der Vergaser.
Vorweg eine kurze Info zur Synchronisation: Der Vergaser erzeugt ein Benzin-Luft-Gemisch, das mit einem Unterdruck in den Brennraum gesaugt wird. Das Verbindungsstück zwischen Vergaser und Brennraum nennt sich Ansaugstutzen. Die sind aus Gummi, damit sie eng anliegen und verhindern, dass der Motor "Falschluft" zieht und nur das vorbereitete Gemisch in den Zylinder kommt.
(hier fehlt ein Bild)
Hier sieht man die Ansauggummis. Daran sind kleine Schläuche befestigt, die man an einen Synchrontester anschließen kann. Damit misst man dann den jeweiligen Unterdruck. Solche Geräte gibt es für um die 50€ im Handel. Allerdings wird von diesen preisgünstigen Geräten abgeraten, da sie sehr ungenau sein sollen. Bessere Geräte kosteten allerdings auch um die 160€.
Also bauen wir uns selbst ein solches Gerät. Unser Vorteil ist, dass der absolute Unterdruck kaum eine Rolle spielt, wichtig ist nur, dass überall der gleiche Druck herrscht, die Vergaser also synchron arbeiten.
Um ein entsprechendes Gerät herzustellen, benötigen wir:
- ca. 10m durchsichtigen Schlauch, in etwa so dick wie die Schläuche am Ansaugstutzen
- eine Flasche Mineralwasser
- eine Heißklebepistole
- einen Messingstab, der in die Schläuche passt (1m kostet 1,50€)
- etwas Altöl (gute Dämpfung; kein Weltuntergang, wenn's in den Brennraum gelutscht wird)
- eine Holzlatte
- ein paar Kabelbinder
- optional einen dünneren Schlauch und eine Plastikspritze aus der Apotheke
Die Materialkosten liegen bei ca. 10€ und man findet das meiste im Baumarkt.
Wir fangen also an und zerteilen den langen Schlauch in vier gleichlange Teile. Die vier Enden plus das Ende des kleinen Schlauchs fixieren wird mit Heißkleber.
Das Ganze stecken wir nun in die mit Altöl gefüllte Flasche:
Sitzt!
Dann verschließen wir den Flaschenhals luftdicht mit einer dicken Portion Heißkleber:
Und schließen an den kleinen Schlauch die Apothekenspritze an. Die soll dazu dienen, im Nachhinein den Gesamtflüssigkeitsstand zu variieren.
Fast fertig! Nun müssen wir nur noch einen Adapter haben, mit dem wir die durchsichtigen Schläuche an die Ansaugstutzen anschließen können. Dazu zerschneiden wir den Messingstab in kurze Stückchen und proppen sie rein.
Zum Messen klemmen wir mit Kabelbinder noch unsere Holzlatte hinter den Viererpack:
Man sieht genau, dass ohne weitere Druckeinwirkung der Flüssigkeitsstand nahezu perfekt gleich ist. Unser Gerät hat also den Augenmaß-Eichtest mit Bravour bestanden.
Also ran an die Messung. Wir bauen dazu den Tank des Motorrades ab. Bei Maschinen ohne Kraftstoffpumpe ist einer der dort angebrachten Schläuche bereits der Unterdruckschlauch, den wir für unsere Messung brauchen. Er zieht durch den Unterdruck eine Membran nach unten, die den Sprit aus dem Tank laufen lässt. So läuft nur bei eingeschaltetem Motor Benzin. Simpel aber genial. Nun brauchen wir noch etwas Sprit, damit der Motor überhaupt läuft, während wir synchronisieren. Wir haben uns dazu aus einer Plastikbierflasche eine Benzinflasche gebaut.
So sah es dann beim Messen aus:
Und hier der Flüssigkeitsstand:
Man sieht genau, wie unterschiedlich stark die Vergaser ziehen. Mit den Einstellschrauben kann man nun das Saugverhältnis korrigieren. Das ist allerdings gar nicht so einfach, da die Vergaser seeeeeeeeehr empfindlich auf einen Dreh an der Schraube reagieren. Meist reicht es, nur ein klitzekleines bisschen zu drehen und dann zu warten, bis sich der neue Stand eingependelt hat. Mein Endergebnis sah dann so aus:
Ist zwar nicht perfekt synchron, aber erstens viel besser als vorher und zweitens muss man bedenken, dass unsere Skala um einiges größer und damit genau ist, als die popeligen Louis-Uhren. Man vergleiche nur mal den "Indikatorweg" des Zeigers einerseits, bzw. des Öls andererseits. Beim Hochdrehen schossen auch alle vier Säulen mehr oder weniger gleichmäßig hoch. Synchronisieren fertig!
Die Probefahrt hat mich dann echt überrascht. Die Gasannahme war viel direkter und das Hochdrehen runder. Werde auch noch mal mit meinem Autoreifen, der bald runterkommt auf die Bahn gehen, um zu sehen, ob sich mein Leistungsdefizit im oberen Drehzahlbereich nun auch erledigt hat.
Viel Spaß bei Nachbauen!